Naturschutz an der WTS?

In der Projektwoche gibt es derzeit eine Gruppe, die sich mit einem ziemlich aktuellem Thema auseinandersetzt, dem Natur- und Artenschutz. So ausschlagekräftig ist auch ihr Name – Naturschutz in der Schule. Es dreht sich bei diesem Projekt darum, Nisthilfen für Vögel und Lebensräume für Insekten zu schaffen, mit dem Fokus auf Hautflüglern, also Bienen. Ebenfalls soll es die Atmosphäre der Schule verbessern und die Schüler dazu animieren praktische Handarbeiten zu vollenden.

Ist diese Idee jedoch wirklich so hilfreich wie sie klingt und nützt sie dabei ökologische Aspekte in der Schule und Heringen zu verbessern? Dieser Frage bin ich nachgegangen um sie für euch zu beantworten.

Geplant sind 10 Nistkästen für Vögel und Brutplätze für Bienen. Damit die Nistkästen einen wahren Nutzen hätten, müssten sie verschiedene Durchmesser an den Einfluglöchern aufweisen. Die derzeitigen Maße der Löcher ist mir nicht bekannt. Sollte es sich hierbei jedoch um verschiedene Durchmesser halten, wäre es äußerst hilfreich für die heimischen Aves (= Vögel). Die verschiedenen Größen sind wichtig, da jede Vogelart ein anderes Maß bevorzugt. Um also eine hohe Artenanzahl zu erreichen, brauch man unterschiedliche Nistkasttypen. Die Anzahl der vorhandenen Nisthilfen ist dabei voll und ganz adäquat, da das Schulgelände nicht sonderlich groß ist. Um ein Fazit zu bilden: Die ökologische Förderung der Vögel ist definitiv gegeben.

Anders sieht es jedoch bei dem Bereich der Insekten aus. Auf dem ersten Blick hört es sich sehr gut an Bienen zu fördern, aber genau das ist das Problem! Erstens ist Apis mellifera, auch bekannt als Honigbiene, unter keinen Umständen zu schützen. Sie gelten als Zuchttiere, die zur Lebensmittelgewinnung genutzt werden und fördern die Biodiversität nicht. Mir ist bewusst, dass die Gruppenleiter Wildbienen meinen, aber das mit den Honigbienen sollte klar gestellt werden. Vielen ist dieser Fakt leider nicht bekannt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass nur ein Teil der Bienen in die dafür vorgesehenen Bruthilfen sich einnisten. Soziale Bienen, wie Hummeln beispielsweise bauen Nester. Diese fallen also aus der Rubrik, der zu erwartenden Arten, raus. Zweitens haben Bienen, je nach Art, auch unterschiedliche Ansprüche an Nistmaterial und Größe. Fast das Selbe wie bei den Vögeln. Außerdem sind einige Nahrungsspezialisten (= nehmen nur eine, oder eine kleine Artengruppe an Nahrung zu sich), weshalb man ihnen nur hilft, wenn man die vorgesehenen Pflanzen anbaut. Drittens sind Bienen nicht sonderlich die Beste Gruppe zum Fördern. In Deutschland gibt es nur ca. 550 Wildbienenarten. Die Hautflügler, zu denen sie zählen, sind in Deutschland mit ungefähr 10.000 Arten vertreten. Bienen stellen also nur 5,5 % dieser Ordnung in unserem Land dar. Ein Großteil der anderen Arten bestäubt ebenfalls Pflanzen und somit sollte ihnen geholfen werden. Bestäuben ist auch nur ein Teil den Insekten übernehmen. Um also mehr Arten auf die Sprünge zu helfen, sollte man ein breites Spektrum an Habitaten zur Verfügung zu stellen.

Eine besonders vielfältige Gruppe ist die Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae), mit der Überfamilie Scarabaeiodea. An ihnen kann man so ziemlich alle Funktionen der Insekten darstellen. Die Blatthorn-, Dung-, und Mistkäfer entsorgen Kot. Ohne sie wären unsere Wiesen und Wege überflutet mit Unrat von biologischen Verdauungsprozessen. Die Melolonthinae, zu denen der Maikäfer gehört, fressen Pflanzen. Sie reduzieren diese und verhindern eine Ausbreitung unerwünschter Pflanzen und Verbuschung von Gebieten. Viele Arten entwickeln jedoch Massenvorkommen, ausgelöst durch den Klimawandel oder Monokultur. Die Rosenkäfer gehören mit zu den Bestäubern und einige fressen Totholz und zersetzen dies. Das Selbe machen die Hirsch- und Riesenkäfer. Es ist sehr wichtig Totholz liegenzulassen, da viele Arten schon gefährdet sind und der entstehende Humus für neue Bäume wichtig ist. Zum Schluss gibt es noch die Erdkäfer. Sie ernähren sich von Chitin und leben in Vogelnestern. Dort fressen sie die Federn und reinigen so das Nest. Einige leben auch in Kadavern und verarbeiten sie zu fruchtbarer Erde.

Kommen wir aber wieder zurück zu den Bestäubern. Nun gehe ich auf die Schmetterlinge ein. In unserer Schule gibt es eine hohe Artendichte an Lepidoptera (= Schmetterlinge). Diese beizubehalten wäre wichtig. Nicht nur da sie schön sind und bestäuben, sondern auch, da es ca. 1160 Groß- und ungefähr 3.000 Kleinschmetterlinge gibt. Das überschreitet bei weitem die Anzahl der Bienen. Am besten fördert man Schmetterlinge auch mit deren Nahrungspflanzen. Fast jede Pflanze hat einen Schmetterling. Ausnahmen gibt es natürlicherweise, wie Thuja oder Kirschlorbeer. Ersteres ist komplett nutzlos. In Deutschland gibt es kaum eine unnützere Pflanze, die man pflanzen kann. Theoretisch sollte man alle entfernen und sie durch wichtigere ersetzten. Weide und Pappel haben beispielsweise die meisten Arten, die an diesen fressen.

Der Insektenteil klang im allgemeinen sehr negativ ausgelegt, ist aber so nicht gemeint. Das ganze soll als kurze Aufklärung gelten. Ich denke, dass es von großer Bedeutung ist, dass man solch ein Projekt organisiert und darauf aufmerksam macht. Vor allem in Heringen ist es wichtig, da es viele Steingärten gibt, die schlecht für die Umwelt sind. Jede Hilfe ist von Grund auf bedeutend, egal wie klein sie sein mag. Jeder kann etwas für die eine gesunde Welt tun und sollte es machen. Es zeigt einen Anstieg am Interesse am Thema und das ist sehr gut! Der Nutzen ist klein, aber fein. Man sollte es beibehalten und in Zukunft steigern. Eine Sandecke wäre beispielsweise eine Idee. Viele Wildbienen lieben diese.

  • von Finn Küchenmeister

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