Bericht für die Schülerakademie – Beitrag von Anabel Heller

In den Sommerferien nahm ich an der Deutschen Schülerakademie in Papenburg teil. Dort verbrachte ich mit ungefähr 80 anderen Jugendlichen zwölf Tage in der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte der Stadt.

Die JGW-Schüler Akademie ist eine Initiative zur außerschulischen Förderung begabter, leistungsbereiter und engagierter Schüler*innen der Oberstufe. Ihr Ziel ist es, die Entwicklung von zielführendem Diskussionsverhalten, Verantwortungsbewusstsein und kritischer Reflexionsfähigkeit zu unterstützen.

Das Angebot, an der Akademie teilzunehmen, habe ich von Seiten der Schule bekommen. Nach einem Auswahlverfahren, dass ich glücklicherweise überstanden hatte, bin ich am 24. Juli 2022 knapp sieben Stunden mit dem Zug in den Norden gereist.

Die Akademie bestand insgesamt aus sechs Kursen verschiedener Bereiche. Dazu zählten die Mathematik, die Physik, amerikanische Geschichte, die europäische Geschichte und das Recht.

 Ich habe am Kurs „Literatur und Recht- Im Zweifel für den Angeklagten“ teilgenommen. Meine Kursleitung teilten sich Alina und Arthur, welche sich beide noch in ihrem Jura- und Philosophie-Studium befinden.

Schon in der Vorbereitungszeit habe ich deutlich gemerkt, wie intensiv und anspruchsvoll diese Zeit werden wird. Unsere Kursleiter haben uns im Voraus bereits acht Lektüren zugesendet, die wir lesen und zu einem von ihnen eine Präsentation entwerfen sollten. Dazu zählten theoretische Werke von Autoren wie Nussbaum, Cardozo und Posner, aber auch schicksalsnahe Werke wie „Spieltrieb“ von Juli Zeh oder „Der Fremde“ von Camus.

Zu Beginn des Kurses haben wir die Begriffe „Gerechtigkeit“, „Recht“ und „Literatur“ definiert und ihre Funktion in unserer Gesellschaft geklärt. Weiterhin haben wir verschiedene Gerichtsurteile gelesen und uns auch intensiv mit der Ungerechtigkeit beschäftigt.

Hammer und Waage – die Symbole der Gerechtigkeit

Diese Begriffe begleiteten uns durch die intensive Beschäftigung mit den Lektüren. Bei der Bearbeitung haben wir uns immer wieder neue Problemfragen gestellt, die lange Diskussionen angeregt haben. Besonders lange haben wir uns mit den Fragen beschäftigt, was einen guten Juristen ausmacht und ob Literatur einen Juristen zu einem Besseren machen kann.  

Weiterhin haben unsere Kursleiter viele kreative Aufgaben mit eingebracht, wie das eigenständige Verfassen eines Plädoyers zu einem Gerichtsfall in einer der Lektüren oder ein philosophisches  Rollenspiel.

Neben den Werken, die wir zur Vorbereitung gelesen hatten, haben wir viele Abschnitte aus anderen Lektüren gelesen und rechtliche Auslegungen diskutiert, aber auch einen Film geschaut.

Zum Ende der Akademie fand eine Rotation zwischen allen Kursen statt. So sollten alle auch einen Einblick in die Arbeit von den anderen Kursen bekommen. Dies geschah in Form von Präsentationen, denen ebenfalls andere Kursleiter beiwohnten. Diese gaben uns im Anschluss ein ausführliches Feedback.  

Die Themen und Problemfragen, die wir im Laufe der zwölf Tage bearbeitet haben, haben wir in einer Dokumentation niedergeschrieben. Diese sollte zur Zusammenfassung unserer Kursinhalte dienen.

Neben den Kursen, die täglich in zwei Einheiten stattfanden, gab es noch weitere Tagespunkte. Nach dem Frühstück trafen sich alle Jugendlichen, Kursleiter und Akademieleiter zum Plenum. In diesem wurden Veranstaltungen und KüA’s bekanntgegeben, aber auch Spiele zum Kennenlernen gespielt.

Zwischen den Kurseinheiten hatten wir nachmittags genug Zeit, um an verschiedenen KüA’s, die sogenannten „kursübergreifenden Aktivitäten“, teilzunehmen. Diese wurden von den Teilnehmern selber geplant und zur Bekanntgabe an das KüA-Brett gehängt.

Wir sind zum Beispiel mit dem Fahrrad in die Niederlande gefahren, haben Volleyball und Federball gespielt, Yoga gemacht und vieles mehr.

Da die historisch-ökonomische Bildungsstätte viel Platz für vielerlei Aktivitäten bietet, konnten wir abends gemütlich mit Stockbrot am Lagerfeuer sitzen und zusammen singen.  Wenn wir keine Lust hatten, an KüA’s teilzunehmen, sind wir meistens mit einem der Boote über den See gepaddelt oder haben Kuchen gegessen und Spiele gespielt.

An einem Tag habe ich an einem Ausflug in die Meyerwerft, ein deutsches Schiffbauunternehmen ansässig in Papenburg, teilgenommen. Außerdem zur Auswahl stand eine Fahrradtour im Moor, ein Besuch der Gedenkstätte Esterwegen oder ein Ausflug zum Schloss Clemenswerth.

Am vorletzten Abend vor der Heimreise hatte die Akademieleitung einen „Bunten Abend“ geplant. An diesem Abend präsentierten Band und Orchester ihre Errungenschaften und jeder Kurs beteiligte sich mit einem eigens ausgedachten Spiel oder Sketch.

Als Abschluss veranstalteten wir am letzten Abend eine Party, bei der bis tief in die Nacht getanzt und anschließend noch die Abschiedsbriefe geschrieben wurden. Nach sehr kurzem Schlaf machten wir uns am 04.08.2022 nach einem emotionalen Abschied auf den Heimweg.

Die Zeit in der Akademie war für mich eine einmalige und sehr bereichernde Erfahrung. Ich habe viele Menschen mit verschiedenen Hintergründen, Geschichten und Perspektiven getroffen, die mir oftmals neue Sichtweisen auf Dinge gegeben haben. Schon allein die Menschen, die ich kennengelernt habe, haben die Akademie zu etwas ganz Besonderem gemacht.

Natürlich war auch die Zeit innerhalb des Kurses sehr prägend für mich. Ich habe mich in kürzester Zeit sehr intensiv mit vielen Themen auseinandergesetzt, viele Diskussionen geführt und meine Sichtweisen reflektiert. Außerdem wurden wir mit manchen Aufgaben „ins kalte Wasser geschmissen“, was für mich eher neu war, aber viel Spaß gemacht hat.

Sehr wichtig fand ich außerdem den Austausch mit den Kurs- und Akademieleitern. Sie boten uns einen Abend lang einen Austausch über die Orientierung für die mögliche spätere Studienwahl und neue kulturelle und soziale Erfahrungen an. Da alle von ihnen außergewöhnliche Erfahrungen gemacht haben, war die Akademie nicht nur persönlich und fachlich ein völliger Erfolg für mich, sondern auch ein wichtiger weiterer Schritt in meiner Berufsfindung.

Insgesamt muss ich sagen, dass die ehrenamtliche Initiative der Akademieleitung und der Kursleitung die zwölf Tage zu einer einmaligen Zeit gemacht haben. Das Programm mit den vielseitigen Möglichkeiten für uns wurde sehr liebevoll und mit Mühe ausgearbeitet und auch das Team der Historisch-Ökonomischen Bildungsstätte hat unseren Aufenthalt sehr liebevoll gestaltet.

  • von Anabel Heller

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